„Niemand recherchiert mehr als wir, haben wir recherchiert.“
Wir sind vier: Lara-Joy Bues, Katarina Eckold, Markus Schäfer und Markus Schmans. Wir haben uns während unseres Studiums der Szenischen Künste an der Universität Hildesheim kennengelernt und arbeiten seit 2012 in dieser Konstellation. Zusammen sind wir das Markus&Markus Theaterkollektiv.
Wir schreiben und produzieren unsere eigenen Theaterstücke. Die Arbeiten zeichnen sich aus durch eine intensive Recherche, deren Ergebnis eingefangen auf der Videoebene einen elementaren Baustein der Inszenierungen bildet. Es geht uns jedoch nicht darum, eine Realität dokumentarisch abzubilden und die Welt zu erklären – stattdessen ist der Theaterkontext für den Zugriff auf die Realität entscheidend.
In unseren Produktionen beschäftigen wir uns mit Themen wie der Sterbehilfe (Ibsen: Gespenster), der Frage, wie man unsere Demokratie verteidigt (Die Berufung), dem weltweiten räuberischen und zerstörerischen Abbau von Sand (Titanic II), dem Business der Rückversicherungen in Zeiten des Klimawandels (Matrix Reinsurance) oder dem Strafvollzug und dem Gefängnisalltag (Die Brieffreundschaft).
In den Inszenierungen sprechen wir nicht über ein Thema, sondern aus ihm heraus. Es kommen Menschen zu Wort, die das jeweilige Thema unmittelbar betrifft – unsere Protagonist*innen. Wir greifen zu ungewöhnlichen Recherchemethoden wie Flaschenpost, Pilgerreise, Sterbebegleitung oder Brieffreundschaften. Unsere Brieffreundschaften zu lebenslänglich Gefangenen enden nicht mit der Premiere – die Theaterarbeit vermengt sich mit dem Leben.
Wir haben eine Mission: Wir wollen ermöglichen, einen ungehetzten Blick auf ein Feld zu werfen und Strukturen/die Beschaffenheit unseres Zusammenlebens sichtbar zu machen. Menschen proaktiv zusammenbringen, die sich sonst nicht begegnen, die den Theaterleporello nicht sowieso am Kühlschrank hängen haben: Sterbebegleiter:innen, Versicherungsfachleute, Bauingenieur:innen, Cineast:innen, Gefängnisseelsorger:innen, thematisch Interessierte, Paketbot:innen, Wissenschaftler:innen, Ibsen-Fans, Aktivist:innen, Trauernde, Pfleger:innen.
Als Kollektiv entwickeln wir alle Produktionen gemeinsam – von der ersten Idee und der Themenfindung über die Recherche samt Dreharbeiten bis hin zu den Bühnenproben, wenn Texte, Musik, Bühnenbild, Performance und Video zusammenfinden. Daneben gibt es Spezialisierungen: Lara-Joy Bues und Markus Schäfer kümmern sich neben der künstlerischen Arbeit um organisatorische Belange. Katarina Eckold ist für das Video zuständig. Markus Schmans und Markus Schäfer präsentieren das Ergebnis unserer Arbeit auf der Bühne. Hier trifft dokumentarisches Material auf die Rohheit und Vielfalt der ästhetischen Mittel des Theaters. Alles für einen Abend mit guter Unterhaltung und Popcorn.
Wir zeigen unsere Inszenierungen im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Dabei sind zahlreiche Partnerschaften zu Häusern in allen Himmelsrichtungen entstanden. Wir produzierten für den Stückemarkt des Berliner Theatertreffens, den Freischwimmer und Theater der Welt. Unsere Inszenierungen wurden auf Festivals eingeladen: Frankfurter Positionen, Impulse Mülheim a. d. Ruhr und Düsseldorf, Spielart München, Premières in Karlsruhe und Strasbourg, Fast Forward Braunschweig, Perspectives Saarbrücken, Best OFF Niedersachsen, Hart am Wind – Norddeutsches Kinder- und Jugendtheaterfestival und Performing Arts Festival Berlin. Die Arbeiten wurden auch international gezeigt: Stage Festival Helsinki, Ibsenfestival am Nationaltheater Oslo, Singapore International Festival of Arts, Dokumentartage Basel, Eurothalia Timisoara, Something Raw Amsterdam, Spoiwa Kultury Szczecin, ACT Independent Theater Festival Sofia und OPEN MIND Festival Salzburg.
Für unsere Arbeit wurden wir mit dem George Tabori Förderpreis und dem Preis des Best-Off-Festivals Freier Theater der Stiftung Niedersachsen ausgezeichnet.
Lara-Joy Bues wurde 1989 in Hannover geboren. Nachdem sie eine Absage für ein Praktikum in der Pathologie bekommen hat, hat sie eins beim Ballett gemacht und entschieden, in Hildesheim zu studieren. Im Studium las sie, wie sie heute findet, zu selten die Texte, interessierte sich vor allem für die interkulturelle Gruppe „Türkisch-Deutsches Theater“ (bis heute) und wie die Freie Szene in den Niederlanden strukturell funktioniert. Dafür war sie 2010/2011 am Hetveem Theater Amsterdam. Als sie von dort wieder nach Hildesheim ging, startete die Arbeit des Markus&Markus Theaterkollektivs. 2013-2017 arbeitete sie zudem als Produktionsleiterin an den Sophiensaelen.
Lieblingsnudelsorte: Schleifennudeln mit der Soße von meiner Mutter
Website-Empfehlung: twitterperlen. Dann muss man, wenn es gerade ganz übel ist, keine Nachrichten lesen und weiß trotzdem das Gröbste, aber mit gutem Filter.
Lieblingspflanze: Meine Rankpflanze, keine Ahnung wie die heißt. Hab ich mal einen Ableger mitgenommen aus einer Bar, in der ich dann dafür den Fliegenden Teppich aus „Zwischen den Säulen“ vergessen hab.
Geheimes Talent: Jesus ich schreib ja kein geheimes Talent auf eine Homepage.
Morgens oder abends produktiver? Morgens, hätte nie gedacht, dass das mal passiert.
Dein geheimes Versteck in der Stadt: s. oben
Bestes Wort: Gerenne
Was hättest du gerne früher gewusst? Bestimmt was mit excel.
Welche Schriftart auf die eins? ARIAL.
Der letzte Satz von dem nächsten Buch, das Du schreibst: Und dann war alles gelöst.
Katarina Eckold wurde in Berlin-West geboren. Sie studierte Theaterwissenschaft/ Kulturelle Kommunikation an der Humboldt-Universität in Berlin. Nach diversen Regie-Assistenzen folgten eigene Inszenierungen mit der künstlerischen Produktionsgruppe wirsindnichtdiecd. 2008 absolvierte sie eine Weiterbildung als Sound- und Videodesignerin und studierte anschließend Szenische Künste an der Universität Hildesheim.
In einem Paralleluniversum: … könnten sich die Menschen um schöne Dinge kümmern
Lieblingsnudelsorte: Festonati
Website-Empfehlung: orb.farm und sandspiel.club
Lieblingspflanze: der Ableger von der Rankepflanze von der Kollegin
Geheimes Talent: schweigen wie ein Grab
Morgens oder abends produktiver? abends
Dein geheimes Versteck in der Stadt: zu Hause
Bestes Wort: Feierabend
Was hättest du gerne früher gewusst? Dass es nicht an mir liegt
Welche Schriftart auf die eins? Helvetica Neue
Der letzte Satz von dem nächsten Buch, das Du schreibst: Und die Welt würde von nun an eine andere sein.
Markus Schäfer wuchs in Würzburg auf und leistete seinen Zivildienst in St. Peter-Ording. Er gehörte zum Ensemble von Theater Total in Bochum und entwickelte Theaterstücke mit Schüler:innen, mit der inklusiven Theatergruppe Howei in Hildesheim, führte Regie und fungierte als Mentor. Er studierte Szenische Künste an der Universität Hildesheim und ist seit dem Abschluss im Besitz eines Diploms, das er einmal brauchte, um einen Lehrauftrag formal zu realisieren.
In einem Paralleluniversum: Würden Planeten durch ein Teleskop so aussehen, wie auf diesen hochaufgelösten Abbildungen.
Lieblingsnudelsorte: Cellentani
Website-Empfehlung: Every Noise at Once
Lieblingspflanze: Walderdbeeren
Geheimes Talent: Speedrun in Limbo (Any% Normal Route)
Morgens oder abends produktiver? Morgens
Dein geheimes Versteck in der Stadt: Kino
Bestes Wort: Moin
Was hättest du gerne früher gewusst? Was mit einem einfachen Stabmixer, einer Packung Magerquark, etwas Wasser und ein bisschen Obst möglich ist.
Welche Schriftart auf die eins? Gill Sans Light
Der letzte Satz von dem nächsten Buch, das Du schreibst: Als der Mond aufging schmissen sie ihren Seesack in das Kanu und der See, der glatt war wie ein Spiegel, gluckste zufrieden.
Markus Schmans wurde 1988 in Leipzig geboren. Nach Abitur und Zivildienst arbeitete er als Theaterpädagoge am Landestheater Altenburg und als Regieassistent am Schauspielhaus Leipzig. Anschließend studierte er Szenische Künste in Hildesheim, wo er auch in wechselnden Funktionen in verschiedenen Theaterkollektiven tätig war.
Er realisierte zudem interkulturelle, umweltpädagogische und soziokulturelle Projekte mit altersgemischten Gruppen.
In einem Paralleluniversum: … würden Kinder genauso lange schlafen, wie die dazugehörigen Erwachsenen.
Lieblingsnudelsorte: Orecchiette
Website-Empfehlung: mapoftheuniverse.net
Lieblingspflanze: Chrysanthemen
Geheimes Talent: So geheim, dass selbst ich es nicht kenne …
Morgens oder abends produktiver? Mittags
Dein geheimes Versteck in der Stadt: Am Strand unterm Sonnenschirm …
Bestes Wort: Durchreiche, Anrichte und Gemischtwarenladen. Und Preisausschreiben.
Welche Schriftart auf die eins? Tatsächlich Calibri
Der letzte Satz von dem nächsten Buch, das Du schreibst: „Ich versichere Ihnen, im nächsten Schaltjahr werden wir Ihnen die grünen Kissen gewiss ersetzen, Gnädigste“ – sprach das Maultier und zischte ab.